Etikette im Training

Höflichkeit und Respekt

Im Karate wird Höflichkeit und Respekt vor dem Übungspartner groß geschrieben. Dies zeigt sich schon zu Beginn jeder Trainingseinheit in folgender Begrüßungszeremonie: Eine Seite der Halle ist als Stirnseite (jap.: shomen) ausgezeichnet. Dies erkennt man bei uns an dem kleinen Gestell mit Banner, das vor dem Training aufgebaut wird. Auf ihm sind die Zeichen "DO KAN" zu lesen ("Der Weg ist ein Kreis").

Vor dem Shomen stehen die Übungsleiter und ihnen gegenüber die Reihe der Schüler nach Gürtelfarben geordnet, alle in Musubi dachi (Fersen zusammen, die Füße gespreizt). Sobald sich die Übungsleiter abknien, gibt der Karateka, der in der Reihe der Schüler rechts außen steht, das Kommando "seiza" und alle Schüler knien sich ab. Auf die Anweisung "mokusu" schließen alle die Augen und atmen ruhig durch die Nase ein bis tief in den Bauch und durch den Mund wieder aus. In dieser Meditationsphase soll man sich von seinem Alltag lösen und auf das Training konzentrieren. Bei "mokusu yame" öffnen alle wieder die Augen.

Die Trainer haben sich inzwischen zum shomen hin umgedreht und auf das Kommando "shomen ni rei" ( = Verbeugen zum shomen!) verbeugen sich alle dorthin. Die Übungsleiter drehen sich wieder um und bei "sensei ni rei" ( = verbeugen zum Lehrer!) verbeugen sich die beiden Reihen zueinander. Schließlich folgt noch "otagai ni rei" ( =alle Schüler verbeugen sich zueinander). Danach erheben sich die Übungsleiter und auf "kiritsu" auch die Schüler.

Am Anfang und am Ende jedes Trainings

Der gleiche Ablauf erfolgt auch wieder am Ende des Trainings als Verabschiedung. Das ist alles viel einfacher, als es beim ersten Lesen vielleicht erscheinen mag. Der Sinn hinter diesem Ritual ist folgender: Das Training soll sich klar von den normalen Beschäftigungen des Alltags abheben, deshalb die Meditationsphase. Die Verbeugung zum Shomen zeigt an, dass sowohl Schüler als auch Lehrer sich den gleichen Idealen verpflichtet fühlen und sich auf dem gleichen Weg befinden. Die Verbeugungen zueinander stellen ein zweiseitiges Versprechen dar: Die Lehrer wollen ihr Bestes tun, um Karate zu vermitteln, und die Schüler wollen konzentriert mitarbeiten und den Anweisungen ihrer Übungsleiter folgen.

Betreten und Verlassen des Trainingsraums

Auch beim Betreten und Verlassen der Trainingshalle wird eine kurze Verbeugung gemacht. Dieses An- und Abgrüßen findet ihr auch zu Beginn und am Ende jeder Partnerübung wieder. Hier drücken beide Karateka ihren Respekt voreinander aus und versprechen sich, mit voller Konzentration und vollem Einsatz miteinander zu arbeiten. Jeder ist dafür verantwortlich, dass der andere durch ihn nicht zu Schaden kommt. Dazu gehört auch, dass das Tragen jeglichen Schmuckes im Training verboten ist. Weder wollen wir unseren Partner durch Ringe, Armbänder oder Uhren verletzen, noch möchten wir wohl selbst durch ausreißende Ohr- oder Nasenringe verletzt werden.

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